Galgen bei Pegida-Demo: Staats­an­walt­schaft leitet Ermitt­lungen ein

13.10.2015

Ein aus Holzlatten gebastelter Galgen bei der jüngsten Pegida-Demonstration in Dresden sorgt für Aufsehen. Die für Kanzlerin Merkel und Vizekanzler Gabriel "reservierte" Konstruktion könnte ein juristisches Nachspiel haben.

Eine bei einer Pegida-Demonstration in Dresden zur Schau gestellte Galgenattrappe für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihren Vize Sigmar Gabriel (SPD) hat ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt gegen unbekannt wegen des Verdachts der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten.

An dem aus Holzlatten zusammengebastelten Galgen waren Schilder mit der Aufschrift "Reserviert - Angela 'Mutti' Merkel" und "Reserviert - Siegmar 'das Pack' Gabriel" angebracht, wobei der Vorname des Wirtschaftsministers falsch geschrieben war. Die Ermittlungen stützen sich laut Staatsanwalt Jan Hille auf die im Internet veröffentlichten Bilder von dem Galgen und Feststellungen der Polizei während der Demonstration. Der Konstrukteur beziehungsweise Träger des über einen Meter großen und mit dem Wort "Volksverräter" beschrifteten Holzgestells sei aber noch nicht identifiziert. Auf die ihm zur Last gelegten Taten stünden Geld- oder Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.

Der Gründer und Chef des fremden- und islamfeindlichen Pegida-Bündnisses, Lutz Bachmann, bezeichnete die Berichterstattung über den Galgen als "unfassbare Übertreibung" der "Lügenpresse" und schrieb auf seiner Facebook-Seite von "lächerlichen Bastelarbeiten mit Schreibfehlern". "Ich halte es für eine makabere, geschmacklose aber letztendlich einfach nur symbolisch überspitzte Meinungsäußerung", meinte er.

Merkel will keine weiteren Schritte einleiten

Politiker in Berlin und Dresden zeigten sich von dem zur Schau gestellten Galgen empört. "Volksverhetzung, Aufforderung zu Straftaten und Bedrohungen gehören nicht auf die Straße, sondern vor einen Richter", schrieb Maas bei Twitter. "Wer bei #Pegida mitläuft, dem muss klar sein, wem er da hinterher läuft: Menschen, die nichts anderes im Sinn haben als Radikalisierung."

"Das geht gar nicht!!!", schrieb Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) ebenfalls bei dem Kurznachrichtendienst. Unions-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer nannte den Vorfall erschreckend. "Da werden Grenzen überschritten." Pegida provoziere offensichtlich um jeden Preis, meinte der sächsische Landesvorsitzende der Freien Wähler, Steffen Große. Mit wirren Forderungen etwa nach Abspaltung Sachsens von Deutschland würden zudem "die Dresdner und ganz Sachsen zur Lachnummer" gemacht.

Die von der Aktion direkt betroffene Bundeskanzlerin ließ am Dienstag durch eine Sprecherin ausrichten, dass weitere, über die staatsanwaltliche Ermittlung hinausgehende Schritte von Seiten der Kanzlerin derzeit nicht geplant seien.

Pegida steht für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Eine Woche vor der Kundgebung zum Jahrestag der ersten Pegida-Demonstration hatte das Bündnis am Montagabend nach Schätzungen bis zu 9.000 Menschen auf dem Theaterplatz vor der Semperoper versammelt. Dabei hatte Bachmann der Bundesregierung vorgeworfen, mit ihrer Flüchtlingspolitik Europa in einen Bürgerkrieg zu führen. Pegida-Frontfrau Tatjana Festerling regte einen "Säxit" an, den Austritt Sachsens aus Bundesrepublik und EU.

dpa/una/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Galgen bei Pegida-Demo: Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein . In: Legal Tribune Online, 13.10.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17194/ (abgerufen am: 23.04.2024 )

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