LG München I stellt Bestechungsprozess ein: Ecclestone zahlt 100 Millionen Dollar

05.08.2014

Gegen eine Rekordzahlung wird der Schmiergeldprozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone eingestellt. Der zur Last liegende Vorwurf habe sich in wesentlichen Teilen nicht erhärtet, erklärte der Vorsitzende Richter Peter Noll am Dienstag im LG München. Damit kann Ecclestone weiter Chef der Formel 1 bleiben.

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat seinen Bestechungsprozess vor dem Landgericht (LG) München I hinter sich gebracht - und bleibt ein freier Mann. Gegen die Zahlung von 100 Millionen Dollar wird das Verfahren eingestellt (Beschl. v. 05.08.2014, Az. 5 KLs 405 Js 161741/11).

Der Staatsanwalt hatte der Einstellung mit Blick auf das hohe Alter Ecclestones, die lange Verfahrensdauer und andere mildernde Umstände zugestimmt. 99 Millionen Dollar der Geldauflage fließen an die Staatskasse, eine Million geht an die Deutsche Kinderhospizstiftung.

Da sich die Höhe der Geldauflage bei der Einstellung eines Strafprozesses nach der Vermögenslage richtet, erreichte sie bei Ecclestone die enorme Höhe von umgerechnet fast 75 Millionen Euro.

"Das hat mit Freikaufen nichts zu tun"

Ecclestones Anwalt Sven Thomas betonte, dass die Einstellung eines Strafprozesses ein ganz normaler Weg der Justiz sei und nichts mit dem Vermögen Ecclestones zu tun habe: "Das hat mit Freikaufen nichts zu tun."

Der Formel-1-Chef musste sich seit Ende April wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall vor Gericht verantworten. Die Anklage hatte ihm vorgeworfen, dem ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld beim Besitzerwechsel der Rennserie gezahlt haben. Im Gegenzug kassierte er von der BayernLB eine Beraterprovision von 41 Millionen Dollar für seine Arbeit beim Formel-1-Verkauf. Als Ausgleich dafür will Ecclestone der Landesbank zusätzlich zu seiner Geldauflage eine Entschädigung von 25 Millionen Euro zahlen.

Die Gründe für die Millionenzahlung an Gribkowsky ließen sich nicht ganz aufklären: Während Gribkowsky die Zahlung als Bestechung schilderte, stellte sich Ecclestone als Opfer einer Bedrohung durch den Banker dar. Um seine Ruhe zu haben, habe er dem Banker das Geld überwiesen. Mehrere Zeugen hatten aber Zweifel an der Glaubwürdigkeit Gribkowskys genährt, der vor zwei Jahren bereits wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden war. In seinem Fall wäre eine Einstellung des Strafprozesses schon allein wegen der Höhe der hinterzogenen Steuern nicht möglich gewesen.

una/dpa/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

LG München I stellt Bestechungsprozess ein: Ecclestone zahlt 100 Millionen Dollar . In: Legal Tribune Online, 05.08.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/12800/ (abgerufen am: 23.04.2024 )

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