US-Ermittler fälschen Facebook-Profil: Lockvogel wider Willen

21.01.2015

Im Krieg gegen die Drogen ist einigen amerikanischen Ermittlern offenbar jedes Mittel Recht. Um Verdächtigen auf die Schliche zu kommen, haben die Agenten ein gefälschtes Facebook-Profil erstellt - mit Fotos von einem konfiszierten Handy, und ohne Wissen der Betroffenen. Daraufhin erhob die Frau Klage - und hat sich mit dem Justizministerium nun auf eine Entschädigungssumme von 134.000 Dollar geeinigt.

2010 wurde Sondra Arquiett wegen Beteiligung an einem Ring von Kokaindealern verhaftet und ihr Mobiltelefon beschlagnahmt. Die Frau, die eine vergleichsweise unbedeutende Rolle bei den Drogengeschäften gespielt hatte, wurde später zu fünf Jahren Haft verurteilt, die jedoch zur Bewährung ausgesetzt wurden. Was sie zu jener Zeit nicht ahnte - und erst Jahre später herausfinden sollte - war, dass die Ermittler sich recht freigiebig bei den Daten auf ihrem Telefon bedienten.

Darunter befanden sich eine Reihe von Fotos. Einige zeigen sie mit ihren Kindern - andere in Hot Pants auf der Motorhaube eines BMW. Mit diesen Bildern erstellten die Ermittler ein gefälschtes Facebook-Profil, und versuchten so diverse vermutete oder tatsächliche Bekannte von Arquiett in der Drogenszene zu kontaktieren.

Als die Vorwürfe vergangenen Oktober in die Presse gelangten, nahmen die Ermittler die Seite vom Netz. Der Schaden war jedoch längst angerichtet; Arquiett zog vor Gericht. Durch die Verwendung der Bilder hätte die Behörde ihre Persönlichkeitsrechte verletzt und sie zudem in erhebliche Gefahr gebracht, wenn bei gewissen Personen der Eindruck entstünde, dass sie als Lockvogel für die Polizei tätig sei.

Die Beklagten bezeichneten ihr Verhalten zunächst noch als untadelig; schließlich habe Arquiett der Verwendung der Daten auf ihrem Handy zu Ermittlungszwecken doch zugestimmt. Im Zuge der Verhandlung setzte sich allerdings offenbar die Erkenntnis durch, dass die eher pauschale Erklärung Arquietts wohl kaum ihren Einsatz als Lockvogel mit abdeckte. Zwar enthält auch der am Dienstag geschlossene Vergleich noch eine Klausel, wonach die beklagte Regierung keine Schuld treffe und sie keine Fehler einräume; zugleich liegt aber auf der Hand, dass eine Entschädigung von 134.000 Dollar kaum deshalb gezahlt werden wird, weil das Vorgehen der Ermittler einwandfrei war.

cvl/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

US-Ermittler fälschen Facebook-Profil: Lockvogel wider Willen . In: Legal Tribune Online, 21.01.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14442/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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