Deutsche in New Yorker Upperclass: High-Society-Hoch­sta­p­lerin wegen Betrugs schuldig gespro­chen

26.04.2019

7.000-Dollar-Übernachtungen, eine Minibar-Rechnung über fast 700 Euro: Eine Deutsche führte in der New Yorker High Society auf Kosten reicher Freunde ein echtes Luxusleben - bis herauskam, dass sie eine Hochstaplerin war.

Ein New Yorker Gericht hat die mutmaßliche Hochstaplerin Anna Sorokin aus Deutschland des Betrugs schuldig gesprochen. Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance verkündete in einer Mitteilung am Donnerstagabend (Ortszeit) den Schuldspruch. Demnach sei es erwiesen, dass sich die 28-Jährige unter dem Namen Anna Delvey in der New Yorker High Society als falsche Millionenerbin beträchtliche Zuwendungen erschlichen hat. Außerdem soll sie versucht haben, mit weiteren Betrügereien Millionenbeträge zu ergaunern. Das genaue Strafmaß soll am 9. Mai verkündet werden.
Sorokin drohen laut der Zeitung New York Times 15 Jahre Gefängnis.

Der Fall hatte über Wochen international Aufsehen erregt. Die in der Nähe von Moskau geborene Sorokin war im Alter von 16 Jahren nach Deutschland gezogen und in Eschweiler bei Köln zur Schule gegangen. Mit immer neuen Lügen und Ausflüchten soll sie sich in der New Yorker High Society Geld für Restaurantbesuche, Geschenke und Hotelübernachtungen erschlichen haben.

Über Jahre soll sie erzählt haben, eine Erbin mit deutschem Millionenvermögen im Rücken zu sein, die während ihrer Abenteuer mit superreichen Freunden angeblich immer nur mal gerade eben kein Geld dabei hatte oder auf die nächste Überweisung von daheim wartete.

Wie einst Frank Sinatra sang

Egal ob Restaurantbesuche, Hotelzimmer, Flüge oder extravagante Geschenke: Die Freunde sprangen verlässlich ein, sodass es am Ende vor Gericht um Erschlichenes im Wert von 275.000 Dollar (248.000 Euro) ging, die sich die 28-Jährige Deutsche in der New Yorker High Society erschlichen haben soll. Als das New York Magazine im Mai 2018 den Fall aufrollte, war darin die Rede von 7.000-Dollar-Übernachtungen mit Privatbutler in Marokko oder Strähnchen für 800 Dollar. Vor Gericht ging es an einer Stelle um eine Minibar-Rechnung von 675 Dollar. "Das sind verdammt viele M&Ms", sagte Anklägerin Catherine McCaw dazu laut Rolling Stone trocken. Thema im Prozess war zudem, ob Delvey wirklich den edlen New Yorker Privatclub plante, für den sie Kredite in Höhe von insgesamt 22 Millionen Dollar eingesammelt hat.

Während des Prozesses war nicht nur die ungewöhnlich modische Kleiderwahl der Angeklagten aufgefallen. Auch Verteidiger Todd Sprodek hatte von Anfang an eine aggressive Strategie verfolgt. Er hatte argumentiert, dass Sorokin stets das Geld habe zurückzahlen wollen. Zum Ende der Verhandlung am Dienstag hatte Sprodek erklärt, dass Sorokin letztlich nur so vorgegangen sei, wie einst im Lied "New York, New York" besungen. "Sinatra hat in New York einen brandneuen Start hingelegt, genauso wie Miss Sorokin", hatte Sprodek laut New York Post gesagt.

Das Gericht hatte für diese Argumentation offenbar wenig übrig. Die Geschichte aber wird weiter aufgerollt werden: Der US-Streamingdienst Netflix hat sich bereits die Rechte für eine Verfilmung gesichert.

dpa/mam/LTO-Redaktion

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Deutsche in New Yorker Upperclass: High-Society-Hochstaplerin wegen Betrugs schuldig gesprochen . In: Legal Tribune Online, 26.04.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/35077/ (abgerufen am: 18.04.2024 )

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