Neueinsteiger richtig integrieren: Warum der neue Partner "magic" ist

Eine Glosse von Dr. Anja Hall

07.11.2015

Inzwischen vergeht kaum noch ein Tag, ohne dass ein Partner oder ganzes Team die Kanzlei wechselt. Wir von der LTO-Service-Redaktion sorgen uns allerdings ein wenig, ob die Neuen an ihrem neuen Arbeitsplatz auch gut integriert werden.

Jetzt, im vierten Quartal, bietet sich für die Kanzleien noch einmal Gelegenheit, ihre dezimierten Partnerriegen aufzustocken. Denn mit dem Kalenderjahr endet für viele Sozietäten auch das Geschäftsjahr – ein idealer Zeitpunkt also, Verträge mit Equity-Partnern aufzulösen oder neu zu schließen.

Headhunter helfen Ihnen gerne dabei, den richtigen Kandidaten zu finden und für sich zu gewinnen. Doch ist der neue Partner, die neue Partnerin erst einmal in Ihrer Kanzlei und hat das leerstehende Büro bezogen, das damals beim Umzug in die neuen Räumlichkeiten keiner haben wollte, wartet die wirklich wichtige Aufgabe auf Sie: Sie müssen Integrationsarbeit leisten. Der Neue soll sich intern gut vernetzen, damit die Zusammenarbeit in den Mandaten reibungslos läuft - und damit Sie auch etwas von seinen Mandanten abbekommen.

Ein psychologischer Kniff: Um dem Neuankömmling etwas Wertschätzung entgegen zu bringen, können Sie ihn in wichtige Gremien aufnehmen und ihm so das Gefühl geben, auch strategisch etwas mitzureden zu haben. Sie signalisieren damit außerdem, dass Sie von seiner umfangreichen Erfahrung profitieren möchten.

Nächtliches Zähneknirschen vermeiden

Allerdings ist es nicht ganz einfach, bereits bestehende Gruppen und Committees unter eine neue Leitung zu stellen. Ärger mit den aktuellen Chefs ist programmiert, was der Idee, den Neuzugang einzugliedern, diametral zuwider läuft. Sehr beliebt – und in den letzten Monaten auch häufig zu beobachten gewesen – ist daher die Strategie, den Neuzugang zum Co-Leiter einer Praxisgruppe zu machen, die bisher nur einen "Head of" hatte. Wir befürchten allerdings, dass dies zu erheblichem nächtlichem Zähneknirschen bei den bisherigen Alleinherrschern führt.

Daher unser Rat: Etablieren Sie neue Gremien für Ihre Laterals. Machen Sie den langjährigen Partner des ärgsten Wettbewerbers, der nach vielen Monaten ihr Werben endlich erhört hat, zum Vice President des BOTIS - Board Of The Important Subjects. In dieses Board könnten Sie zugleich auch alle Senior Associates aufnehmen, deren Business Case wieder einmal nicht für die Partnerschaft gereicht hat, die Sie aber trotzdem noch für einige Zeit bei Laune halten wollen.

Zum President des BOTIS sollten Sie jedoch einen Anwalt ernennen, der dem Kanzlei-Management nahe steht. Sie wollen ja sichergehen, dass das Board kein Eigenleben entwickelt und sich am Ende noch ein ungewollter Spin-off formiert.

Selbstbewusstsein aufpolieren

Gelegentlich bieten Kanzleien auch Anwälten eine neue Heimat, die von ihrem ehemaligen Arbeitgeber mehr oder weniger freundlich aufgefordert wurden, sich eine neue Arbeitsstätte zu suchen.

Das Selbstbewusstsein dieser Kandidaten ist verständlicherweise oft ein wenig angekratzt – umso dankbarer werden sie sein, wenn Sie sie an die Spitze eines besonders illustren Gremiums befördern. Machen Sie den Neuen beispielsweise zum MAGIC - Manager Aller Genialen Individuen Combined. Zugegeben, der Anglizismus holpert ein wenig, aber das dürfte es Ihnen doch wert sein, wenn Sie dafür einen loyalen Mitarbeiter gewinnen?

Bei aller Eingliederungshilfe sollten Sie jedoch im Auge behalten, dass sich der Neue nicht in der Gremienarbeit verzettelt. Sonst erreicht er am Ende seine Umsatzziele nicht - und Sie müssen ihn dann freundlich bitten, sich schon wieder eine neue Kanzlei zu suchen.

Zitiervorschlag

Anja Hall, Neueinsteiger richtig integrieren: Warum der neue Partner "magic" ist . In: Legal Tribune Online, 07.11.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/17469/ (abgerufen am: 19.04.2024 )

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