Zehn Jahre Greenfort: Ein Spin-off wird erwachsen

von Désirée Balthasar

05.06.2015

2/2: Zu viel Freiheit ist nicht jedermanns Sache

Als sie sich 2005 von ihren Kanzleien trennten, hatten die Greenfort-Gründer eine genaue Vorstellung ihrer künftigen Unternehmenskultur: "Unser Wunsch war, freier, unmittelbarer und erfüllter zu arbeiten. Die Dinge in die eigenen Hände nehmen, das war uns wichtig",  erzählt Röder. Also das Gegenteil eines engen Großkanzlei-Korsetts. Doch Röder und seine Kollegen kamen bald an ihre Grenzen. Als sie weitere Anwälte einstellten, mussten sie erstmals ihre absolute Freiheit einschränken.

Denn manche der Neuzugänge wollten nicht gänzlich freischwebend ohne Struktur arbeiten und forderten Orientierung. So begannen die Partner, feste Karrierewege zu zeichnen. In den ersten vier Jahren durchlaufen Associates eine sogenannte Entwicklungsphase, alle verdienen dasselbe Gehalt – unabhängig von Doktortiteln oder LL.M.-Abschlüssen. Danach folgt eine Orientierungsphase, in der sich zeigt, wer auf Partnertrack ist, wer Counsel werden will oder letztlich die Kanzlei verlässt.

Die letzte Partnernennung ist sieben Jahre her, die Riege der Associates groß. Eine Herausforderung für die Partner, dessen sind sie sich bewusst. "Das wird ein wichtiger Schritt für unsere Sozietät sein. Unsere Struktur verträgt noch etwa zehn Anwälte, aber dann werden sich die Management-Fragen neu stellen", sagt Röder. Den Kuchen in kleinere Stücke zu schneiden, darüber sind schon einige Kanzleien zerbrochen. In dem Zuge der Partnererhöhung könnte Greenfort seine Frauenquote deutlich erhöhen, denn momentan liegt diese bei Null Prozent. Hier besteht eindeutig Nachholbedarf.

Erfolgreich mit Geduld und Ausdauer

Das Marktumfeld, in dem Greenfort sich bewegt, hat sich seit dem Start der Einheit vor zehn Jahren grundlegend verändert. Mittlerweile konkurrieren unzählige kleine und qualitativ hochwertige Sozietäten untereinander, die auch noch mit den etablierten Großkanzleien im selben Teich fischen. Doch das ist kein Grund für Röder, nervös zu werden: "Wir sind nicht mit Dumping-Preisen an den Markt gegangen, sondern wollen für beide Seiten faire Honorare vereinbaren. Das wird unserem Selbstverständnis als engagierter Berater für unsere Mandanten, in wirtschaftlicher und strategischer Hinsicht gerecht."

Und ihre Mandantenliste kann sich sehen lassen: Großkonzerne wie Bertelsmann, Nintendo und ING-Diba stehen dort neben Mittelständlern wie dem Schuhproduzenten Josef Seibel, die den Großteil der Mandantschaft ausmachen. Auch viele ausländische Unternehmen berät Greenfort, beispielsweise das US-Pharmaunternehmen Warner Chilcott oder den niederländischen Investor Varova. Ihre internationalen Mandanten begleitet Greenfort vor allem bei Transaktionen.

Den Trend vieler kleinerer Einheiten, nach und nach fachfremde Expertise einzukaufen, um so viele Rechtsbereiche wie möglich anzubieten, machte Greenfort nicht mit. "Anfangs dachten wir zwar, wir müssten Steuerrecht im Haus anbieten", erinnert sich Röder. "Doch nach den ersten drei Jahren haben wir erkannt, dass wir das besser durch Kooperationen mit Partnern abdecken." Vor allem in Schiedsverfahren, Compliance-Themen und Organberatungen gewinnen die Partner an Marktanteilen hinzu. "Diese Bereiche möchten wir weiterentwickeln, denn die Nachfrage dort ist unverändert stark."

Die Sozietät sitzt in einer Immobilie der Kronberg-Stiftung. Ein altes Herrschaftshaus aus den 1860ern, mit kleinem Park auf dem Grundstück und wechselhafter Vergangenheit. Lange sind die Partner daran vorbeigelaufen und haben sehnsüchtig hinüber gelugt. Irgendwann stand das Makler-Schild im Vorgarten. Da schlugen sie zu.

Mit Geduld hat es Greenfort also nicht nur zu treuen Mitarbeitern und treuer Mandantschaft, sondern auch zu einem historischen Firmensitz gebracht. Ein Blick in die Zukunft? "Alles was ich heute über Greenfort in zehn Jahren sage, ist genauso falsch wie vor zehn Jahren", sagt Röder lachend. "Einzig würde ich auch dann gern sagen können, dass alles ohne Brüche und im Einklang mit unserer Unternehmenskultur und unseren Werten verlief."

Beteiligte Kanzleien

Zitiervorschlag

Désirée Balthasar, Zehn Jahre Greenfort: Ein Spin-off wird erwachsen . In: Legal Tribune Online, 05.06.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15751/ (abgerufen am: 28.03.2024 )

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