Kanzleien nach dem Brexit: Spin-off auf euro­päisch

von Tanja Podolski

24.06.2016

2/2: Task Forces arbeiten

Noch erheblicher dürfte sich allerdings der Einbruch des M&A-Marktes auswirken, mit dem nun alle rechnen: "Wer wird schon noch in Großbritannien investieren wollen", sagt ein Partner. Und Dr. Nils Krause, Co-Head der deutschen Corporate/M&A-Praxis bei DLA Piper, prognostiziert: "Der nun beschlossene Brexit bringt erhebliche Vertragsrisiken mit sich, denn mit dem EU-Austritt Großbritanniens ist ein erhebliches Maß an Rechtsunsicherheit verbunden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das englische Recht radikal verändern wird, da nach dem Brexit der europäische Rechtsrahmen wegbrechen wird."

Die britische Zeitschrift The Lawyer hatte bereits eine eigene Umfrage zum Referendum gestartet: 65 Prozent der Leser hätten es bevorzugt, in der EU zu verbleiben, 31 Prozent wollten den Brexit.

Vorgesorgt haben die Kanzleien nicht nur für die Mandanten, sondern auch für sich selbst– soweit es möglich ist. Zitieren lassen möchte sich keiner der Managing Partner, doch mehrere bestätigen, es gebe Task Forces innerhalb der Kanzleien zum Brexit für die eigenen Anliegen der Kanzleien– und den ganzen Vormittag diverse Calls oder Meetings. Daneben gebe es das "Business as usual" – Partner, die offiziell ganz zufällig in London seien, um Mandantengespräche zu führen.

"Wenn sie raus sind, sind sie raus"

Klar ist auch: "Wir müssen die Verhandlungen abwarten, die nun zwischen Europa und Großbritannien aufgenommen werden müssen." Sollte es etwa zu Doppelbesteuerungen in Deutschland und in Großbritannien kommen, bleibe den Kanzleien gar nichts anderes übrig, als eine neue Struktur einzugehen. Das gelte für alle LLPs mit Sitz in Großbritannien. Und ja, auch die Personalsituation müsse man sich genau anschauen. Für einige Bereiche gebe es jetzt viel Arbeit, wie für die Financial Services-Teams, die wie etwa bei Simmons & Simmons eigene Hotlines für die Mandanten eingerichtet haben, für andere eben nicht. Und die könnten nicht langfristig gehalten werden, ohne dass sie Arbeit hätten.

"Das wird bitter und ich merke, dass meine Kollegen in London unruhig sind", sagt einer. "Doch klar ist auch, auch wenn es schmerzlich wird: Die EU sollte keine erheblichen Zugeständnisse machen für die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Wenn sie raus sind, sind sie raus."

Zitiervorschlag

Tanja Podolski, Kanzleien nach dem Brexit: Spin-off auf europäisch . In: Legal Tribune Online, 24.06.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19790/ (abgerufen am: 29.03.2024 )

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