Prozess um Mordauftrag am LG Frankfurt/Main: Alex­ander Falk best­reitet die Vor­würfe

von Dr. Anja Hall

21.08.2019

Ein millionenschwerer Firmenerbe, ein angeblicher Mordauftrag und ein Schuss auf einen Großkanzlei-Anwalt. Vor dem LG Frankfurt begann einer der spektakulärsten Strafprozesse des Jahres - das Verfahren gegen Alexander Falk. 

Alexander Falk, der Erbe des Stadtplan-Verlags Falk, galt zeitweise als einer der hundert reichsten Deutschen. Seit knapp einem Jahr sitzt der Hamburger Geschäftsmann in Untersuchungshaft. Ihm wird versuchte Anstiftung zum Mord in Tateinheit mit Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung vorgeworfen. Ab Mittwoch muss er sich vor der großen Schwurgerichtskammer des Landgerichts (LG) Frankfurt am Main verantworten.

Laut Anklage soll Falk im Jahr 2009 in einem Hamburger Restaurant einen Mittelsmann mit der Ermordung eines Frankfurter Rechtsanwalts beauftragt haben. Hierzu soll er einen Umschlag mit Bargeld übergeben haben. Im Februar 2010 lauerten unbekannte Täter dem Rechtsanwalt vor dessen Frankfurter Wohnung auf und verletzten ihn durch einen Schuss in das linke Bein. Die Frankfurter Rundschau berichtete damals, dass aus kurzer Entfernung auf den Anwalt gefeuert wurde. Die Ermittler gingen von einem gezielten Schuss auf das Bein aus, der Jurist sollte den damaligen Erkenntnissen zufolge wohl nicht getötet werden. 

"Diesen Auftrag habe ich nicht gegeben", sagte der 50-Jährige in einer rund einstündigen Stellungnahme vor Gericht. Er sitze seit knapp einem Jahr in Haft für eine Tat, die er nicht begangen habe. "Einen feigen Anschlag in Auftrag zu geben, widerspricht allem, was mir wichtig ist, meiner Erziehung, meinen Werten, meinem Sportsgeist." Falk räumte allerdings ein, einen Datendiebstahl unter anderem bei dem betroffenen Anwalt in Auftrag gegeben zu haben, um in einem Rechtsstreit seine Unschuld zu beweisen.

Eine Tonbandaufnahme steht im Mittelpunkt des komplexen Falls. Zu Prozessbeginn ließ der Vorsitzende Richter die etwa achtminütige Audiodatei im Gerichtssaal abspielen. Entstanden ist sie heimlich im Juni 2010 in einem Restaurant in der türkischen Metropole Istanbul, zu hören ist orientalische Musik. Falk unterhält sich mit anderen Männern über eine Tat, die einige Monate zuvor in Frankfurt geschehen war, und um die es in dem Prozess geht: Ein Anwalt war von bisher unbekannten Tätern mit einem Schuss in den Oberschenkel verletzt worden. Falk sagt, er habe gejubelt, als hätte er einen Elfmeter verwandelt. Das sei "sehr geil" und "genau das richtige Signal" gewesen. Für die Staatsanwaltschaft beweist dies, dass Falk den Auftrag erteilt habe, den Anwalt zu ermorden. Verteidiger Björn Gercke* dagegen erklärte, die Aufnahme sei manipuliert worden, zudem erteile Falk darauf keinen Mordauftrag. 

Rechtsanwalt Ralf Höcker, der Falk medienrechtlich vertritt, sagte: "Die Anklage beruht auf einem kriminellen Zeugen, der mehrfach vorbestraft ist." Dieser habe das Tonband manipuliert und entscheidende Stellen herausgeschnitten. Zudem habe der Belastungszeuge mit der Aufnahme jahrelang die Familie Falks erpresst. Auch habe es sich nach eigenen Recherchen bei dem Mann sehr wahrscheinlich um eine V-Person des Hamburger LKA gehandelt. Der habe für seine Aussage eine Belohnung von 100.000 Euro erhalten.

Schadensersatzprozess als Motiv?

Das Motiv für den angeblichen Mordauftrag sieht die Staatsanwaltschaft in einem damals beim Landgericht (LG) Hamburg anhängigen Zivilrechtsstreit. Die Insolvenzverwaltung des britischen Unternehmens Energis, das von Falk den Internetdienstleister Ision erworben hatte, hatte den Unternehmer auf Schadensersatz in Millionenhöhe verklagt. Der Frankfurter Anwalt, der angeschossen wurde, hat auf Seiten von Energis an der Klage mitgearbeitet. Zunächst arbeitete der Jurist für Clifford Chance, im Lauf des Verfahrens wechselte er zu DLA Piper.

Falk hatte die Anteile an dem Kartografie-Verlag, die er geerbt hatte, Mitte der 90er Jahre verkauft und den Erlös in einige Internetunternehmen investiert. Dazu gehörte auch Ision, dessen Großaktionär Falk war. Er verkaufte Ision im Dezember 2000 für insgesamt 812 Millionen Euro an den Wettbewerber Energis. Nur zwei Jahre später wurde Ision insolvent, später rutschte auch Energis in die Pleite. Energis behauptete, dass der Kurs der Ision-Aktien vor der Übernahme künstlich in die Höhe getrieben worden sei. 

In einem Strafprozess vor dem LG Hamburg ist Falk, der gemeinsam mit vier ehemaligen Ision-Managern angeklagt war, im Mai 2008 wegen versuchten gemeinschaftlichen Betruges und Bilanzfälschung zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er saß bis August 2011 im Gefängnis. 

In dem Zivilprozess wurde Falk dann im September 2012 dazu verurteilt, 209 Millionen Euro Schadensersatz an die Insolvenzverwaltung von Energis zu zahlen. Im Zuge des Verfahrens wurde laut Anklage ein zivilrechtlicher Arrestbefehl gegen den Unternehmer in Höhe von 30 Millionen Euro erlassen und durch Pfändungsmaßnahmen vollstreckt.

Das LG Frankfurt will im Rahmen der Beweisaufnahme mehr als 20 Zeugen und mehrere Sachverständige vernehmen. Bislang sind bis Mitte Dezember 18 Verhandlungstage angesetzt.

Mit Material von dpa

Nachtrag am 22.08.2019, 11:25 Uhr

Zitiervorschlag

Prozess um Mordauftrag am LG Frankfurt/Main: Alexander Falk bestreitet die Vorwürfe . In: Legal Tribune Online, 21.08.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/37173/ (abgerufen am: 20.04.2024 )

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