Frohes Fest, Chef!

Unfallfrei durch die Weihnachtsfeier

Janina SeyfertLesedauer: 5 Minuten
Same procedure as every year – die Weihnachtsfeier! Einige freuen sich darauf, andere sehen sie als Pflichtveranstaltung und manche bleiben dem besinnlichen Spektakel gänzlich fern. Letzteres ist nicht ratsam, denn das Treffen außerhalb des Büros ist eine Chance. Mit nur ein paar Verhaltensregeln kann man bei Ente und Rotkohl, Spaß und Nützliches miteinander verbinden.

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Im Jahr 2011 findet man die Einladung zur Weihnachtsfeier wohl in der Regel im E-Mail Postfach. Die Kulissen, die Programme und die Verköstigung sind so unterschiedlich, wie die ausrichtenden Unternehmen. Die erste Frage ist jedoch immer die Gleiche: Soll ich hingehen oder nicht? Klicke ich auf "Zusagen" oder "Ablehnen"? Die Management-Beraterin und Autorin des Buches "Stil und Etikette", Salka Schwarz, rät dazu, den Termin nach Möglichkeit wahrzunehmen. Denn was auf den ersten Blick vielleicht eine banale Entscheidung ist, hat laut Schwarz eine gewisse Signalwirkung: "Wer zur Weihnachtsfeier geht, zeigt, dass er sich mit dem Unternehmen identifiziert und dass er Interesse an seinen Kollegen hat."

Den kurzen Rock im Schrank lassen

Für diejenigen, die die eingangs gestellte Frage mit "Zusagen" beantwortet haben, steht vor dem eigentlichen Termin eine weitere Entscheidung, nämlich die Kleiderwahl. Auch hier steckt hinter dem scheinbar belanglosen Akt des Sich-Anziehens mehr, als vermutet. Denn bereits vor dem Spiegel in den eigenen vier Wänden kann sich der erste weihnachtliche Fauxpas einschleichen. Manch einer könnte den privat anmutenden Rahmen der Weihnachtsfeier als Freischein für modische Experimente fehlinterpretieren. Das mag daran liegen, dass man zur Weihnachtsfeier eingeladen wird, zum Antritt ins Büro dagegen nicht. Auch das Wort "Feier" trägt sicher zu dem möglichen Missverständnis bei. Fest steht jedoch, dass trotz aller Weihnachts- und Feierstimmung der geschäftliche Rahmen bleibt. Wer diese Kontrollüberlegung tätigt, tauscht vielleicht den kurzen Rock und die Leggins mit dem Zuckerstangen-Muster gegen die schwarze Stoffhose – und tut gut daran. Den geschäftlichen Rahmen nicht zu verkennen, ist die Grundregel, die auch ansonsten während der gesamten Feier beherzigt werden sollte. Neben der Kleidung gibt es laut Dr. Hans-Michael Klein, Leiter der Knigge-Akademie und Vorsitzender der deutschen Knigge-Gesellschaft, zwei weitere Klippen, die es sicher zu umschiffen gilt. Die erste Stolperfalle ist der Alkohol. Denn auf der betrieblichen Weihnachtsfeier gilt definitiv nicht das von Herbert Grönemeyer Gesungene. Alkohol ist hier weder "Fallschirm" noch "Rettungsboot", sondern im schlimmsten Fall ein peinlicher Untergang. Was im Privatleben vielleicht lustig und am nächsten Tag höchstens etwas unangenehm ist, kann im Büro – in welchem man sich ja nicht ganz überraschend wiedersieht – deutlich verheerender sein. Fatal wird es nämlich, wenn das Hochprozentige die Zunge allzu stark gelöst hat. "Es gibt Vorgesetze, die Aussagen ihrer nicht mehr nüchternen Mitarbeiter auf solchen Veranstaltungen im Nachhinein gegen sie verwenden", warnt Dr. Klein. Diese Gefahr ist vielen nicht bewusst, was wohl wieder dem Etikett "Feier" geschuldet ist.

Alkohol mit Vorsicht genießen

Aber selbst weniger schlimme Folgen des übermäßigen Alkoholgenusses sind dringend zu vermeiden. Nicht jede private Anekdote und nicht jeder Witz ist für die Ohren von Kollegen, Mitarbeitern und Vorgesetzten bestimmt. Die Selektion diesbezüglich lässt allerdings mit steigendem Alkohol-Pegel nach. Wer also vermeiden möchte, dass Frau Schulze, mit der man immer gerne zu Mittag isst, Einblicke in die eigenen Eheprobleme oder die kühnsten Karriere-Wünsche bekommt, ist gut beraten, nach dem dritten Glas Rotwein zumindest vorübergehend auf Mineralwasser oder Cola umzusteigen. Ein striktes Alkohol-Verbot muss man sich dennoch nicht auferlegen, befindet Salka Schwarz. Wichtig ist nach ihrer Einschätzung bei allen Verhaltensregeln für geschäftlich geprägte Veranstaltungen und somit nicht nur beim Thema Alkohol etwas ganz Grundlegendes: "Glaubwürdigkeit und Authentizität sind ein wertvolles Gut. Beides sollte man nie aufs Spiel setzen." Doch nicht nur die eigene Ausgelassenheit kann zu unangenehmen Situationen führen. Ein klassisches "Problem" im Zusammenhang mit Feiern im Geschäftskreis - und somit nach Dr. Klein die dritte Klippe - ist die Sache mit dem "Du". Die unförmliche Anrede wird nicht selten im Rahmen einer Weihnachtsfeier oder anderer Veranstaltungen außerhalb des Büros angeboten. Hat man sich zwischen Lichterketten und Zimtsternen noch von dem Angebot des Vorgesetzten geschmeichelt gefühlt, kann die Freude ein paar Tage später schnell der Verunsicherung weichen. Hat der Chef das ernst gemeint? Weiß er noch etwas von unserer "Brüderschaft" unterm Mistelzweig? Bevor man seinen Vorgesetzten, Herrn Schiller beim nächsten Mal mit "Guten Morgen Rainer" begrüßt und sich damit wohlmöglich unangenehm in die Nesseln setzt, gilt es also, die neue Nähe zu überprüfen. "Man vermeidet vorerst die direkte Anrede", rät Dr. Hans-Michael Klein. "Bis man Klarheit hat und der Chef das erste Mal "Du" gesagt hat, hält man sich einfach zurück."

Man kann trotzdem Spaß haben

Bei den möglichen Fettnäpfchen und den zahlreichen Verhaltensregeln kann schnell der Eindruck entstehen, dass es sich bei der Weihnachtsfeier dann doch nur um einen Arbeitstag mit Kerzenlicht statt Schreibtischlampe handelt. Schlimmstenfalls beeinträchtigt man sogar seine Karriere und wird anstatt zum Partner zum Tequilla-König ernannt. Eine betriebliche Weihnachtsfeier steht laut Salka Schwarz jedoch keinesfalls im Widerspruch zu einem unterhaltsamen, ausgelassenen Fest. "Eine betriebliche Feier ist zweifellos stets eine wichtige berufliche Situation, bei der jedoch vor allem kommunikative und soziale Kompetenzen gefragt sind. Und insofern ist die Weihnachtsfeier auch eine Chance, sich auch einmal von einer ganz anderen Seite zu zeigen." Auch für das berufliche Fortkommen ist es wichtig, sich Veranstaltungen wie der Weihnachtsfeier nicht zu verschließen. Wenn man fernbleibt, kann man schnell zum Außenseiter werden, warnt Dr. Klein. Wer lieber ins Kino geht, kann am Tag nach der Feier bei der Diskussion, ob die Ente zu trocken war, nicht mitreden. Und auch wenn es um die kleinen Skandale geht, für die diejenigen gesorgt haben, welche die Wein- oder die Rockregel nicht beachtet haben, muss der Betriebs-Grinch passen. Die menschliche Komponente ist – und das ist keine große Neuigkeit – ein entscheidender Faktor in der Karriere. Solange man es nicht zu menschlich zugehen lässt. Mehr auf LTO.de: Kanzlei-Knigge: Sicher auf dem gesellschaftlichen Parkett Coaching: Fitnessprogramm für die Karriere

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Weihnachten

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