66 Gründe gegen die Ehe: "Trau Dich – nicht!"

von Constantin Körner

30.11.2013

2/2: "Zugewinnausgleich macht weder vor Lottogewinn noch Schmerzensgeld halt"

LTO: Sie zählen ja gleich ein ganzes Arsenal an Gründen auf. Nicht jeder steckt so tief im Familienrecht, dass er mit diesen Begriffen auch praktische Beispiele verknüpfen würde. Können Sie ein paar davon nennen?

Mayer: Wegen der Verständlichkeit finden Sie jede Menge solcher Beispiele, nämlich 66 Fälle, in meinem Buch. Denn jeder Grund, den ich gegen die Ehe anführe, beginnt mit einem Beispielsfall.

Aber ich verweise gerne auf das Argument, das der Bundesgerichtshof erst kürzlich geliefert hat. Ein Ehemann musste seinen Lottogewinn, den er viele Jahre nach der Trennung von seiner Ehefrau gemacht hat, dennoch mit dieser teilen. Ihm blieb von dem Geld letztendlich nur ein Bruchteil übrig, da er von seiner Hälfe zusätzlich die gesamten Anwalts- und Gerichtskosten bezahlen musste.

Dieser Fall ist zwar etwas exotisch. In der Praxis kommt es allerdings häufiger vor, dass ein Ehegatte während der Ehe und des Zusammenlebens einen Unfall erleidet und sich das Schmerzensgeld im Endvermögen des Verletzten befindet. Ebenso knallhart wie im "Lottofall" ist die hierzu ergangene Rechtsprechung. Denn auch das Schmerzensgeld unterliegt dem Zugewinnausgleich und muss mit dem Ehegatten geteilt werden.

"Die Ehe macht in der heutigen Zeit keinen Sinn mehr"

LTO: Sie hatten ja schon darauf hingewiesen, dass Sie als Anwältin seit fast 14 Jahren überwiegend mit Menschen zu tun haben, die unter den Folgen ihrer Ehe leiden. Verändert dies nicht ganz automatisch die Einstellung zur Ehe?

Mayer: Ich war der Ehe gegenüber schon immer kritisch eingestellt. Mein Beruf hat also an meiner Einstellung nichts geändert. Allerdings bin ich zwischenzeitlich zu dem Ergebnis gelangt, dass die Nachteile der Ehe die Vorteile um ein vielfaches übersteigen, bzw. dass sich die Vorteile so sehr in Grenzen halten, dass die Ehe in der heutigen Zeit keinen Sinn mehr macht.

LTO: Werden Sie überhaupt noch auf Hochzeiten eingeladen?

Mayer: Zu einer Hochzeit war ich schon lange nicht mehr eingeladen (lacht). Die letzte liegt fünf Jahre zurück, die dazugehörige Scheidung war zwei Jahre später. Bei beiden Ereignissen war ich dabei.

Dies liegt aber nicht an meiner Einstellung zur Ehe, sondern eher daran, dass meine Freunde und Bekannten sich einfach nicht mehr trauen, sich zu trauen. Vor allem jetzt nicht mehr, nachdem sie mein Buch gelesen haben.

LTO: Welche Reaktionen haben Sie auf das Buch schon erhalten?

Mayer: Bislang gab es nur positive Reaktionen. Die örtliche Presse hat sich sofort für das Thema und den Titel begeistert und entsprechend berichtet. Ich werde auch oft auf der Straße oder beim Einkaufen auf das Buch angesprochen und ausnahmslos jeder war bislang meiner Meinung, dass Heiratswillige vor der Eheschließung auf die negativen Folgen der Ehe hingewiesen werden sollten. Eine Mandantin, die ich vor vielen Jahren bei ihrer Scheidung vertreten habe, meinte, dass ein solches Buch längst überfällig war. Sie hätte sich gewünscht, dass sie es vor ihrer Heirat gelesen hätte, da ihr dann mit Sicherheit viel Leid erspart geblieben wäre.

LTO: Frau Dr. Mayer, Romantik hin oder her. Ich danke Ihnen für Ihre juristische Aufklärungsarbeit.

Das Interview führte Constantin Körner.

Zitiervorschlag

Constantin Körner, 66 Gründe gegen die Ehe: "Trau Dich – nicht!" . In: Legal Tribune Online, 30.11.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/10215/ (abgerufen am: 18.04.2024 )

Infos zum Zitiervorschlag
Jetzt Pushnachrichten aktivieren

Pushverwaltung

Sie haben die Pushnachrichten abonniert.
Durch zusätzliche Filter können Sie Ihr Pushabo einschränken.

Filter öffnen
Rubriken
oder
Rechtsgebiete
Abbestellen