Der Tatort-Check: Taxi nach Leipzig: Irre Irr­tümer, Puta­tiv­not­hilfe und die Ansch­nall­pflicht

von Dr. Alexander Stevens

14.11.2016

Im 1000. Tatort sind die Kommissare Opfer, nicht Ermittler. Und trotzdem kommt der ambitionierte Jurist ganz auf seine Kosten. Verraten sei: Schnallen Sie sich besser an.

1/8: Ein etwas anderer Tatort

Echt jetzt? Wieder so ein Besserwisser, der mit vermeintlichen Fachkenntnissen des Deutschen liebste Sonntagsabends-Beschäftigung madig machen will? Und ja, ich gebe es zu, genau das hätte ich jetzt gern getan.

Zu gern hätte ich Sie an dieser Stelle gefragt, warum der von den erfolgreichen Tatort-Kommissaren ermittelte Tatverdächtige nie einen Anwalt bei seiner Vernehmung hat. Warum Beschuldigte nie darüber belehrt werden, dass sie auch das Recht haben, einfach nichts zu sagen (anstatt zum Ende einer jeden Folge ein vollumfängliches Geständnis abzulegen). Und ja, gern hätte ich Sie gefragt, warum bei einer im wahren Leben immerhin sehr hohen Aufklärungsquote von gut 97 Prozent bei Tötungsdelikten im Tatort trotzdem immer und ausnahmslos jedes Verbrechen aufgeklärt wird.

Aber bei der 1000. Folge des Tatortes kann man nicht meckern. Was die ARD in den 90 Minuten zeigte, ist zumindest strafrechtlich nicht zu beanstanden. Die 1000. Folge, die mit "Taxi nach Leipzig" denselben Titel trägt wie die erste der erfolgreichen Reihe im Jahr 1970, ist in mehrfacher Hinsicht besonders: Von Anfang an ist klar, wer der Bösewicht ist. Und ehe es um dessen formelle Beschuldigtenrechte gehen könnte, verabschiedet sich die Totale schon in den Abspann, untermalt mit der wohlbekannten Titel-Melodie von Klaus Doldinger.

Aber besondere Tatorte fordern besondere Maßnahmen. Und der juristische Korinthenkacker findet schon etwas zu besprechen.* In der Jubiläumsfolge betrifft die juristische Haarspalterei ausgerechnet die Handlung, die das Taxi nach Leipzig ins Rollen bringt. Und dafür sorgt, dass ein Kommissar getötet und zwei von Deutschlands beliebtesten TV-Ermittlern entführt werden.

Zitiervorschlag

Dr. Alexander Stevens, Der Tatort-Check: Taxi nach Leipzig: Irre Irrtümer, Putativnothilfe und die Anschnallpflicht . In: Legal Tribune Online, 14.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21131/ (abgerufen am: 26.04.2024 )

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